Wolfgang Nieschalk
        "Wer handelt, kann Fehler machen. Wer nicht handelt, hat bereits einen Fehler gemacht."

Briefe

Auf dieser Webseite finden Sie Texte, die ich mit mir befreundeten Literaturliebhabern und deren Zustimmung austausche, wenn sie vom Charakter her auch als eigenständiger Text zu sehen sind oder als ein in sich geschlossener Artikel gesehen werden können. Persönliche Textstellen werden entfernt, wenn die Beteiligten nicht Ihre ausdrückliche Zustimmung zur Veröffentlichung gegeben haben.

Die Texte beabsichtigen, Literatur Interessierte dazu anzuregen, selbst zum Bleistift zu greifen oder in die PC Tastatur zu tippen, um  eigene Texte - vielleicht auch Reiseerzählungen mit oder ohne Fotos -  zu verfassen. Auch Briefe sind Literatur und können sehr reizvoll sein, wenn  eine gegenseitige Kommunikation in Gang kommt und dies literarisch festgehalten wird.

Der Fantasie sind bei allen Literatur Genres keine Grenzen gesetzt. In dieser Grenzenlosigkeit der Themen kann jeder seine Nische entdecken, etwas aufzuschreiben. Viel Spaß also beim Nachdenken und - beim SCHREIBEN!

Ich meine das Schreiben wörtlich. Schreiben Sie mir - wirklich! - oder rufen Sie mich an, wenn Sie mögen. Das passiert oft und ich unterhalte mich gern mit Ihnen. 


4. Januar 2021


Nachfolgenden Text auf einer Grußkarte zum Weihnachtsfest erhielt ich von einem Künstlerehepaar aus Linderte, nachdem ich den Künstlern eine Kolumne, die ich für die Leine Deister Zeitung einen Tag vor Heiligabend geschrieben hatte, meinen Grußworten hinzugefügt hatte. 

Ich fügte diese Kolumne mehreren meiner Grußkarten zum Weihnachtsfest hinzu. Ohne bestimmte Absicht, nur um "noch etwas dazu zu legen." Wahrscheinlich entpuppten sich diese Zeilen als Inspiration für viele Empfänger, mir in diesem Jahr ebenfalls ein paar freundliche Worte zum größten deutschen Fest zu schreiben. Jedenfalls erhielt ich ungewöhnlich viel Post in diesem von der Pandemie mit dem "bösen Namen C ..." belasteten 2020. Die Kolumne selbst finden Sie unter  Frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr. Klicken Sie bitte, wenn Sie mögen, den unterstrichenen Text an. Mich hat - neben den sehr persönlichen Texten meiner empfangenen Weihnachtspost - besonders gefreut, dass eben doch noch auf Papier geschrieben wird und dass auch Grußkarten ein Segment der Literatur ganz allgemein sein können. Jedenfalls hatte ich mit meiner Kolumne ein Ziel erreicht, welches ich gar nicht ins Auge gefast hatte. Und dass dieses unerwartete Ziel zusätzlich zu meinen Grüßen erreicht wurde, erfüllt mich mit großer Zufriedenheit. 

 

                                                                                                   21. Dez. 2020

Lieber Wolfgang,

 

herzlichen Dank für deine Weihnachts- und' Neujahresgrüße, welche wir auch Dir und deinen Lieben wünschen.

Dank sag ich für die Mitgabe deiner Kolumne, welche nur von uns gelesen wurde und wieder eine „echte W.N.“ ist.

Sollte ich da noch etwas hinzufügen?? Ich glaube, das sagt alles aus.

 

Wir wünschen Dir einen besinnlichen Weihnachtabend. So, ­wie wir ihn traditionell kennen und leider doch auch wieder anders. Denn wir müssen akzeptieren, was die Pandemie uns für Einschränkungen abverlangt antut und die sind beängstigend.

 

Bleib gesund, bleib fit und schreib - schreib - schreib - denn auch wenn es noch weitere Verbotsregeln geben wird: Es darf geschrieben werden. Worte, die auf's Papier gebracht werden, können keinen Virus weiter verbreiten, aber beim Lesen ein Lächeln, ein Schmunzeln oder auch ein paar unterdrückte Tränchen hervor zaubern.

 

In diesem Sinne grüßen wir Dich ganz herzlich  


Karla und Joachim  



Veränderungen

   

Linderte, 15. Oktober 2016  

Lieber Wolfgang,

  

obwohl ich geahnt habe, dass Dir der große Aufwand für uns Autoren auf Dauer zu viel werden könnte, traf mich Dein Rückzug wie ein Schock. Aber ich kann Dich durchaus verstehen. Es ist nicht allein Dein Bedürfnis nach Ungebundenheit, was zu diesem Entschluss  geführt hat, son­dern vermutlich auch die Verstimmung darüber, dass manches organisatorisch nicht so gelaufen ist, wie Du es Dir vorstelltest. Ich habe immer würdigen kön­nen, dass Du ein enormes Maß an Arbeit auf Dich genommen hast, und habe dies auch stets lobend erwähnt. Mit Unbehagen habe gesehen, dass die organisatorische Arbeit ungleich verteilt war und habe Deinen Einsatzwillen bewundert.

  

Dass es gelegentlich zu Meinungsunterschieden in literarischen Dingen kam, gehört zu unserem 'Handwerk' und sollte ausgehalten werden. Ich denke, dass diese Tatsache bei Deinen Überlegungen keine Rolle gespielt hat. Wir sind uns gewiss darin einig, dass es besser ist, ehrlich zu seiner Meinung zu stehen, als sich der Harmonie willen zu zu verleugnen.

  

Es freut mich sehr, dass Du unserem Kreise weiterhin angehören wirst. Mögen Dir noch viele gute Ideen kommen und Dei­ne Feder fruchtbar  bleiben.

  

Mit herzlichem Gruß, Fritz 

  


Prof. Dr. Jörg Hartung, Tierärztliche Hochschule Hannover


Lieber Wolfgang,

zunächst durchzuckte es mich heiß und kalt. Wolfgang schreibt ein Gedicht. Dann wurde der Schrecken noch größer als ich den Unheil drohenden Zeilen folgte. Auch die Prosa machte es nicht besser, dieses Gefühl, das von Verlusten sprach. Doch dann, wie ein Regenbogen der Versöhnung nach schwerem Gewitter, leuchtete die Hoffnung fern am Horizont und kam näher und näher und heilte meine schon fast wund geschlagene Seele. So schloss sich der Bund wieder zwischen dem, was sein muss und was zusammen gehört.

Ich freue mich sehr, Dich weiter in unserem kleinen Kreise sehen zu dürfen und lesen und denken zu hören. PC und Internet sollen dem Menschen Leben und Arbeit erleichtern und neue viele Möglichkeiten erschließen, wird behauptet. Vergessen wurde, dass die Zeit die gleiche bleibt, die – leider begrenzt - uns zur Verfügung steht.

Bis bald – vermutlich erst im nächsten Jahr.

Alles Gute

Jörg


     

Aufbruch

 

Hab's gern getan, hab gern gedient

euch mir verbund'nen Freunden.

Um stets voranzutreiben das,

was uns zusammenführte.

Hab intensiv versucht, sie zu beleben

und wieder ganz nach vorn zu heben -

die Texte - die wir selbst gemacht.

Und nun, ich habe nachgedacht,

wird's Zeit, das gern Getane abzugeben.

 

 

Nun streif ich ab die Freundespflicht

die nicht ganz leicht auf meinen Schultern lag.

Nicht, weil mich ihr Gewicht erdrückte

auch nicht, weil arbeitsscheu ich bin.

Im Gegenteil - doch mahnte mich die Zeit

um alles das, was ich mir wünsche,

noch tun zu können, aufzubrechen - bevor der große Friede kommt.

Hab's gern gemacht für Euch, verlasst Euch drauf.

Und sage Dank für das Vertrauen.

 

 

 

Liebe Autorenfreundinnen- und Autorenfreunde,

 

nach diesem lyrischen Erklärungsversuch nun die prosaische Erläuterung.

 

Die Zeit, die uns im Leben zur Verfügung steht, ist begrenzt. Das ist eine Binsenweisheit, die mich aber nicht daran hindert, gelegentlich zurück zu blicken und eine Spekulation - mehr kann es nicht sein - in die Zukunft zu wagen.

Für mich gilt: Ich will noch vieles sehen, erleben, ergründen und dabei das Schreiben nicht zurückfahren, sondern intensivieren. Zum Schreiben von Reiseerzählungen – vielleicht auch einer Novelle - braucht man neue Impulse, die nur durch das tatsächliche Erleben gewonnen werden können. In diesem Literatursegment „Reisen, Natur und Kultur“ vereinigen sich meine Interessen - das Schreiben, Reisen und Fotografieren - in idealer Weise. Das Gleiche gilt für das Reisen "auf den Spuren bekannter Dichter, sonstiger Künstler oder Musiker." Nur wirklich Erlebtes ist authentisch und genau so authentisch will ich wahrgenommen werden.

Nun mache ich Zwischenbilanz.

Um meine Wünsche wenigstens zum Teil realisieren zu können, muss ich abspecken. Umso mehr, weil ich dass, was ich mache, auch richtig, vollständig abzuliefern gewohnt bin. Dem Abgelieferten eine positive Handschrift zu verpassen, war mir immer wichtig. So wird es auch bleiben, weil mir das harte Leben als Selbständiger dies als die beste aller Möglichkeiten eingebläut hat. Im Geschäftsleben ist das überlebenswichtig. Und so vom jahrzehntelangen Geschäft geprägt, weiche ich auch privat keinen Millimeter vom Erlernten ab. Das ist keine Altersstarrheit, das ist Erfahrung, die in unserer ständig irrer werdenden Welt ihre positive Wirkung immer zum Wohl des so Handelnden entfaltet.

Doch dieses "so und nicht anders Handeln" hat auch Nachteile. Oberflächliches ist schnell erledigt. Oberflächliches ist Trend. Beispielsweise das "Nichtrichtighinhören", oder das "Schonvergessenhaben", bevor es überhaupt verstanden wurde. Auch das "Fünfdingezugleichmachen" das am Ende zu nichts anderem führt, als zum Nervenbündel und nicht zuletzt das „Nichtrichtiglesen“ von Nachrichten.

Dem Trend verschließe ich mich. Solides benötigt Zeit. Manchmal zu viel Zeit. Dann muss man entscheiden, ob man's sein lässt. Ich habe entschieden, sonst wird's nix mehr mit meinen Wünschen...

Vor diesem Hintergrund bitte ich Euch zu verstehen, wenn ich mich von meinen Aufgaben bei Euch zuerst von der Moderation der Arbeitstreffen "entflechte." Das sofort, und schon für das Novembertreffen. Jemand anderes wird die Aufgabe gern übernehmen, so meine Überzeugung. Und mit dieser Zuversicht im Rücken bin ich so unbescheiden, auch gleich meine anderen Funktionen bei Euch zurück zu geben.

 

Das bedeutet aber nicht, dass ich mich im Moment komplett zurückziehe. Strebe aber an, wenn das überhaupt machbar ist, nur noch "punktuell" in Erscheinung zu treten, um die so wiedergewonnene Freiheit zu genießen, die mir mein Aufstieg „ins Licht des von Verpflichtungen befreiten Autors“ nach diesem Schritt wieder ermöglicht. Ich danke für Euer Verständnis.

 

Rössing, 30. September 2016

 

 

Herzlicher Gruß

 

Wolfgang

               


Januar 2018


Einen schönen guten Morgen an meine Freunde in den Norden !!!


Lieber Wolfgang

Mit großem Interesse habe ich Deinen Brief über "einen Gang zurückschalten " gelesen.
Natürlich hast du recht in deiner Argumentation.
Jetzt kommt das  "Aber."
Meine Gedanken waren ja so, dass ich mit Sicherheit nicht daran dachte, dass Du dich zur Ruhe setzen solltest. Aber - wenn ich Dein Arbeits- und
Verpflichtungsprogramm ansehe, Du dir zwischendurch auch mal ein wenig
Ruhe gönnen solltest wäre. Es war also gut gemeint !!!!
Aber und jetzt kommt wieder das Wort aber, denn ich habe gemerkt, dass ich hier an der falschen Adresse bin. Deine Agilität ist für mich einfach nur beeindruckend - dass du Wissensbegierig
bist, das war mir immer schon klar - und wieder das Wort aber - ich weiß nicht wie Du dasalles verarbeitest! Kannst du mir mal einen Tipp geben?
Wir fahren dieses Jahr nochmals ab Passau ins Donau Delta ! Warum nochmals die gleiche Reise wie letztes Jahr ?
Ich hatte einfach so viel vom ersten Mal zu verarbeiten, dass ich am Schluss nicht mehr den Weg fand, wo was wohin gehört und deshalb sagte ich mir, das Ganze nochmal. Natürlich kann man 12 Länder nicht in 14 Tagen kennen lernen, aber ich möchte wenigstens die Länder nur ein ganz klein wenig begreifen lernen.
Nachdem ich aber nicht so ein Autofahrer bin wie Du, muss ich eben ( für mich ) die gemütlichere Variante wählen.
Natürlich bin ich in vielem gleicher Meinung wie du aber wahrscheinlich sehe bzw. schaue ich in den meisten Fällen nur mit einem Auge - wobei du nicht nur ein sondern ziemlich sicher 3 Augen hast. Ich beneide dich dafür. Aber ein kleiner Unterscheid sollte ja doch da sein.
Es ist einfach beeindruckend für mich, deine Kolumnen zu lesen, wobei das Detail heraussticht.
Im Übrigen: Bei deinem nächsten Besuch bei uns verspreche ich dir, dass Du von Vorarlberg so viele Eindrücke bekommst, dass du darüber ein Buch schreiben kannst.
So lieber Freund, jetzt ist es mir gelungen, ein paar Worte mehr über dich und meine Ansicht zu schreiben, aber nochmals mit dem Gang zurück schalten ist einfach mein Wunsch, dass du dich gesundheitlich nicht übernimmst. KLAR ausgedrückt ?
So nun wünsche ich dir einen schönes Wochenende, die Sonne lässt sich wieder mal sehen
bitte ganz herzliche Grüße auch an Marlies und bis bald.

Dein Freund

Alois aus den Bergen                   



Dezember 2017

 

Liebe Voralberger Freunde,

 

vielen Dank für den letzten Brief aus dem schönen "Ländle." 

Ja Alois, wir haben hier im Norden nur horizontales, einigermaßen vorhersagbares Wetter. Ganz im Gegensatz zu dem Wetter bei Euch, dass sich vertikal schichtet. Das heißt, unser Wetter ist vorhersehbarer als das Eure und mit großer Wahrscheinlichkeit ist es hier regnerisch oder es steht kurz davor. Aber wenn es mal heiß wird, dann will es gar nicht mehr aufhören mit der Hitze und die Flucht nach oben in die Berge ist uns hier versperrt. Solche "sibirischen Hochdruckinseln" halten sich dann bisweilen anderthalb Monate und bescheren uns immer neue Hitzerekorde, die wir "Flachlandtiroler" in der Ebene durchhalten müssen. Um so viel sind wir aber "abgehärteter" als ihr "Voralberg"- er Alpinisten."...............

............Nun aber zu Deinem Rat, ich solle "drei Gänge" zurück schalten. Ganz davon abgesehen, dass dies gegen meine Natur verstieße, wäre es auch unklug, so zu handeln. Dann würde ich ja die Fortschritte und Zwischenergebnisse von dem Geschehen rund um mich herum verpassen. Von dem, was sich erst in den letzten Jahrzehnten herausgebildet hat und manchmal erst seit 20 Jahren so richtig in Fahrt gekommen ist.

Runterschalten hieße doch, mich mehr oder weniger teilnahmslos hinzusetzen und die vielen neuen Wunder, die die Wissenschaft uns beginnt zu erschließen, lediglich  betrachten zu wollen - oder auch nicht - ohne aber wirklich daran teilzunehmen. Zurückzuschalten in einer Phase, in der gerade ein völlig neues Zeitalter eingeläutet wird - dass Zeitalter des Wissens - wäre leichtfertig. Eine Ära, in der so ungeheuer viele Erkenntnisse gewonnen wurden und noch werden und kein Ende in Sicht ist, muss aktiv miterlebt werden. Ständig tun sich überraschende, bahnbrechende Entwicklungen in alle nur denkbaren Richtungen vor uns auf, mit denen man gar nicht gerechnet hatte oder die man überhaupt nicht als realisierbar gehalten hatte. 

Vor zwanzig Jahren wussten wir nicht einmal, dass es noch andere Planeten außerhalb des Sonnensystems gibt. Wir rätselten hin und her - aber wir wussten es nicht! Heute haben wir Tausende dieser Planeten lokalisiert und täglich kommen mehr dazu. In zehn Jahren werden wir vermutlich wissen, ob es andere bewohnbare Himmelskörper innerhalb unseres Milchstrassensystems gibt oder nicht und mit den kommenden Riesenteleskopen werden wir einige Exoplaneten sogar direkt abbilden können. Das stell Dir mal vor: Unbegreiflich ferne Welten werden wir direkt von hier aus sehen können. Welten, für die dass Licht mit einer SEKUNDEN-geschwindigkeit von 300 000 Kilometern fünf oder 10 oder 100 Jahre braucht, um hier anzukommen. Als nackte Zahl ausgedrückt, hört sich das gewöhnlich und sehr moderat an, aber wirklich vorstellen kann ich mir die Entfernungen, die dahinter stecken, nicht! Welch gigantischer Entwicklungssprung der Menschheit wird da erkennbar! 

Ich möchte das eben Beschriebene so erleben, wie ich bei der ersten Mondlandung mit gefiebert hatte. Vielleicht sogar mehr gefiebert, als die Mondfahrer damals selbst. Oder als der erste künstliche Erdsatellit - der Sputnik - seine quietschenden Zirpgeräusche aus nur 400 km über uns zur Erde sandte und wir als Kinder ungläubig um den Radioapparat herumstanden.

Vor zwanzig Jahren erst hat man begonnen, mit Riesenschritten in's Gebiet der Neurowissenschaft zu marschieren, um unser Gehirn - diesen biologisch - elektrochemischen Kosmos von Neuronen und Verbindungen - wir/uns selbst - so unglaublich viel besser verstehen zu lernen, als die ganze Menschheit das in all den Jahrtausenden vor uns nicht vermocht hat. Heute kann man beobachten, wie unser Hirn dank neuester Technologie immer erfolgreicher über sich selbst nachdenkt, wie es versucht, sich selbst zu entschlüsseln. 

Oder denk mal an die gigantischen Fortschritte in der Altersforschung, dem gesunden Altern überhaupt, der immer noch zunehmenden Lebenserwartung des Menschen, die jedem Einzelnen von uns erlaubt, viel länger an dem ungeheuer dynamischen Geschehen um uns herum teilzuhaben - wenn er nicht dement wird. Doch auch das wird "abgestellt" werden aufgrund der rasant fortschreitenden Medizin. 

Noch vor 200 Jahren wurden die Menschen im Schnitt keine 50 Jahre alt, und im Mittelalter nur 30 Jahre! Denk an die Medizin in ihrer ganzen Breite. Denk an die Entschlüsselung der DNA, die Revolution in der Landwirtschaft, der Industrie und überhaupt in der Robotronik.

Überall wo man hinschaut, Verbesserungen. Aber auch nicht zu übersehende Probleme, welche diese Verbesserungen mit sich bringen - das will ich bei meiner positiven Grundhaltung in Bezug auf die Zukunft nicht verdrängen. Probleme, auch im zwischenmenschlichen Bereich. Vielleicht vor allem dort. Natürlich stöhnen die Menschen über ihr Schicksal. Das liegt ihnen im Blut... aber sie sind zu recht besorgt wegen der Kriege, die immer zahlreicher und deren Folgen immer gefährlicher werden. Dabei  übersehen sie, dass jeder, solange er lebt, vom Schicksal nicht ausgeschlossen werden kann, sondern oft genug selbst ein "Produkt" der verbesserten Lebensbedingungen ist - auch wenn ständig von Umweltverschmutzung geredet und geschrieben wird und stillschweigend unterschlagen wird, dass es vor wenigen Jahrzehnten noch "viel schmutziger" um uns herum zuging. Ohne die phänomenalen medizinischen und hygienischen Erkenntnisse und Fortschritte gäbe es manchen Nörgler gar nicht, denn ein Großteil der Kinder starb noch vor 70/80 Jahren schon in den ersten Lebensjahren an Krankheiten, über die wir heute nur ein müdes Lächeln übrig haben. 

Vor 40 Jahren noch war unser "Leinefluss" - den kennst Du, unterhalb der Marienburg - eine Kloake durch die Alfelder Papierfabrik. Heute dagegen? Ich will nicht behaupten, sie führe nun Trinkwasser, aber viel fehlt dazu nicht. Solche rasanten Entwicklungen sind Teil unseres Lebens und können in ihrer Dynamik leider auch in "die falsche Richtung" ausschlagen. Doch diese unvorhersehbaren Risiken sind Teil unseres unseres Schicksals. Ohne Schicksal kein Leben - oder umgekehrt. Unterm Strich gesehen, ist das Meiste um uns herum wirklich besser geworden gegenüber früheren Zeiten.

Noch nie konnte sich jeder Einzelne von uns unbehindert weiterbilden, so, wie es ihm gerade passt und in welche Richtung es das tun möchte. Noch nie konnte jemand sein erworbenes Wissen in bare Münze verwandeln, wie es noch vor 30 Jahren undenkbar war. Fast alles ist möglich...Das Internet bietet - unter vielen anderen Möglichkeiten - eine mächtige Chance, dies zu verwirklichen - wenn es richtig angewendet wird. 

Nein Alois, an diesem gerade erst begonnenen neuen Zeitalter will ich aktiv und hellwach teilhaben, wenn ich auch nicht wirklich etwas mitgestalten kann. Aber hier im Kleinen, hier im Dunstkreis meines Wirkens kann ich darüber reden und auch in meinen häufigen Referaten zur Sprache bringen, was um mich herum an Neuem passiert und was mich fasziniert. Und mich fasziniert vieles, das weißt Du! Und wenn es nur die Möglichkeit ist, sich auf früher nicht vorhandenen Kanälen Wissen anzueignen. Das allein ist schon Grund genug, nicht runter-, sondern nach Möglichkeit noch einen Gang höher zu schalten!

Deshalb kann bei mir - solange es noch möglich ist - von "Zurückschalten" in niedrigere Gänge keine Rede sein. Ich käme mir ja vor wie jemand, der kostenlos eine Weltreise in 5 Sterne Hotels  machen könnte, aber aus Bequemlichkeit darauf verzichtet und sich stattdessen in einen Ohrensessel setzt, eine Flasche Bier nach der anderen trinkt, und die Beobachtung der Tabelle in der Bundesliga als das höchste seiner Ziele auserkoren hat!

Und ganz ehrlich, Du bist doch ähnlich veranlagt und wirst mit einem breiten Schmunzeln meine Zeilen lesen und deuten......

...................Kommt gesund von Eurer Donaureise zurück und berichtet dann bitte.

 

Herzlichst aus dem nördlichen südlichen Niedersachsen mit den dicksten nur denkbaren Zuckerrüben,

 

Wolfgang 



                                            November 2017

Lieber Wolfgang


Ganz lieben Dank für die übersandten Adventgrüße, welche wir natürlich auch an Euch senden.

Dir lieber Wolfgang noch einen speziellen Dank für die Übersendung einiger Deiner Kolumnen. Alle sind fix und fertig ausgedruckt und wir werden jeden Abend eine davon vor dem flackernden Kamin lesen. Schnee ist bei uns hier in den Alpen natürlich gefallen - aber Wolfgang  - Du weißt ja, dass ich kein Freund davon bin. Ich liebe die Sonne bis maximal 25 - 26 Grad. Wenn es wärmer wird, ist es leicht für uns hier im "Ländle", die Meereshöhe zu wechseln. Den Vorteil hast Du dort oben im angeblich kühlen Norden nicht. Euer Hausberg, der Brocken,  erreicht, glaube ich gerade 1200 Meter. Du weißt ja, ich wohne auf 1350 Meter Meereshöhe mitten in unserer kleinen Stadt mit der gewaltig großen Kirche..............

..................

 

So Wolfgang, das war es für heute. Wir freuen uns sehr auf unsere Schiffskurzreise von  Wien nach Passau. Euch wünschen wir nochmals von ganzem Herzen
eine schöne Adventszeit und Dir lieber Wolfgang raten wir, drei Gänge zurück zu schalten.

Bis dahin ganz liebe Grüße von euren Vorarlberger Freunden.

PS : Wolfgang, jetzt gehe ich auf deine Webseite und schaue, was sich dort Neues getan hat.

  

Januar 2017 

Liebe S....

vielen Dank für Deine kleine Gefälligkeit. Und noch mehr Dank für Deine guten Texte für unseren gemeinsamen Auftritt. 

Noch ein paar Worte zu unseren Interessengruppen, die Du in Deinem letzten Brief angesprochen hast.
Bei meiner  heiteren Grundhaltung im Leben lasse ich es mir nicht nehmen, die Zukunft so zu planen, wie es für die, mit denen ich freundschaftlich verbunden bin, gut ist. Ist es für uns alle gut - ist es auch für mich gut und umgekehrt.

Gut kann nur sein, was zusammen harmoniert und es ist normal, dass manchmal diese Harmonie durch nicht beeinflussbare Dinge und viel öfter durch unsere unendlich variierenden Charaktere leidet. Dass muss man möglichst abstellen, um die gute Laune nicht zu verderben. Dann muss man sich entscheiden, wie man das tun kann, und das möglichst geräuschlos. Man kann den eigenen Einsatz für eine gemeinsame Sache reduzieren, ohne das gemeinsame Ziel aus den Augen zu verlieren. Wird allerdings das gemeinsame Ziel unscharf, wird es schwieriger. Dann sollte man versuchen, das Ziel neu zu fokussieren. Scheitert das daran, dass das gemeinsame Interesse an einer Sache sich sehr verändert hat oder Egoismen sich zu sehr in den Vordergrund schieben, orientiert man sich am besten um und stellt so wieder ein ausgewogenes Gleichgewicht her zwischen Interesse und Harmonie.

Ausgewogenheit ganz allgemein ist die Grundlage für meine Lebenseinstellung - wie auch bei den meisten von uns. Diese grundsätzliche, diese angeborene Freude und Heiterkeit, bei dem, was ich anpacke, lasse ich mir nicht nehmen. Sie liefert mir die Energie und setzt sie frei, um mich immer wieder Neuem zuzuwenden und mich so zu motivieren, dies Neue auch mit Leben zu erfüllen - mit einem Leben, das in meinen Texten diese ungebrochene Lebensfreude erkennen lässt. Deshalb steht bei mir über allem was ich mir vornehme, Heiterkeit, und die lasse ich mir durch niemanden "austreiben", egal durch wen oder was.

Im "inneren" Sonnenschein entdeckt es sich einfach besser und es gibt ja auch so vieles auf unserem Globus, was noch entdeckt werden will. Selbst das, was in unmittelbarer Nähe zu finden ist, hält oft Überraschungen bereit, wenn man offen ist, die Dinge so oder mal anders oder sogar noch anders sehen zu WOLLEN. Ein schreibender Mensch hat - vielleicht mehr als andere -  die Möglichkeit, Dinge aus verschiedenen Perspektiven betrachten und beschreiben zu können - wenn er sich seinen offenen, ungebundenen Geist bewahrt.

Und aus diesen veränderbaren Blickwinkeln lassen sich oft die tollsten Geschichten fabrizieren. Man sieht sozusagen "mehr-kanalig." Bei allem darf man - das ist meine persönliche Meinung - aber nicht in blinden Aktionismus verfallen. Ich frage mich deshalb immer wieder, macht dies oder das oder auch jenes wirklich Sinn, was zuhause oder innerhalb einer Gruppe zu tun wäre oder verlangt wird. Denn das "Sinnmachende" ist es doch, was eine Arbeit überhaupt zur Erfüllung werden lässt. Und betrachte ich viele der Menschen, die mich umgeben, habe ich den Eindruck, sie haben sich diese Frage noch nie gestellt.

Deren Leben gleicht einem Wettrennen. Wer zu langsam voran kommt oder einen Umweg macht, landet auf der Verlierer Strecke. Dieses Wettrennen zieht sich durch alle Lebensbereiche und führt zur Oberflächlichkeit und Halbheit, beobachte ich immer wieder. Partnersuche, Scheidung, Ausbildung, Beruf, gesellschaftliche Anerkennung, wieder Heirat, Karriere machen und sogar der Ruhestand wird vom Wettrennen bestimmt. Alles muss schnell gehen, bloß nichts verpassen, bloß nicht versagen...Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben. Macht das Sinn??

Und jetzt kommt mein "verstellbarer Blickwinkel" wieder ins Spiel. Könnte es nicht sein, dass in diesem Dauerlauf mit Kaffee und Zigaretten und Überinformation und noch mehr Kaffee und zu viel Alkohol das wirkliche Leben verpasst wird? Vielleicht bleibt bei dieser Treibjagd manches, vielleicht ZU VIELES - auch Menschliches - auf der Strecke, was für ein erfülltes Leben so unendlich wichtig ist...

Es ist schon ein komisches Rennen, zu dem sich viele von uns jeden Tag aufs Neue rüsten. Ein Rennen, das sie nicht gewinnen können und das sie nicht zufrieden machen kann - aber krank.

Einige diese Überlegungen spiegeln  - neben den knallharten irdischen Sachzwängen - auch meine Gründe wieder, warum ich die Aufgaben bei meinem sehr geschätzten Autorenkreis in deren Hände zurück gegeben habe.  

 

Herzlicher Gruß, Wolfgang 

 

 

                                                                                                              

 

                                                                                                              

 Linderte, 15. Oktober 2016  

Lieber Wolfgang,

  

obwohl ich geahnt habe, dass Dir der große Aufwand für uns Autoren auf Dauer zu viel werden könnte, traf mich Dein Rückzug wie ein Schock. Aber ich kann Dich durchaus verstehen. Es ist nicht allein Dein Bedürfnis nach Ungebundenheit, was zu diesem Entschluss  geführt hat, son­dern vermutlich auch die Verstimmung darüber, dass manches organisatorisch nicht so gelaufen ist, wie Du es Dir vorstelltest. Ich habe immer würdigen kön­nen, dass Du ein enormes Maß an Arbeit auf Dich genommen hast, und habe dies auch stets lobend erwähnt. Mit Unbehagen habe gesehen, dass die organisatorische Arbeit ungleich verteilt war und habe Deinen Einsatzwillen bewundert.

  

Dass es gelegentlich zu Meinungsunterschieden in literarischen Dingen kam, gehört zu unserem 'Handwerk' und sollte ausgehalten werden. Ich denke, dass diese Tatsache bei Deinen Überlegungen keine Rolle gespielt hat. Wir sind uns gewiss darin einig, dass es besser ist, ehrlich zu seiner Meinung zu stehen, als sich der Harmonie willen zu zu verleugnen.

  

Es freut mich sehr, dass Du unserem Kreise weiterhin angehören wirst. Mögen Dir noch viele gute Ideen kommen und Dei­ne Feder fruchtbar  bleiben.

  

Mit herzlichem Gruß, Fritz 

  


  

Lieber Wolfgang,


Prof. Dr. Jörg. Hartung, Tierärztliche Hochschule Hannover

Lieber Wolfgang,

zunächst durchzuckte es mich heiß und kalt. Wolfgang schreibt ein Gedicht. Dann wurde der Schrecken noch größer als ich den Unheil drohenden Zeilen folgte. Auch die Prosa machte es nicht besser, dieses Gefühl, das von Verlusten sprach. Doch dann, wie ein Regenbogen der Versöhnung nach schwerem Gewitter, leuchtete die Hoffnung fern am Horizont und kam näher und näher und heilte meine schon fast wund geschlagene Seele. So schloss sich der Bund wieder zwischen dem, was sein muss und was zusammen gehört.

Ich freue mich sehr, Dich weiter in unserem kleinen Kreise sehen zu dürfen und lesen und denken zu hören. PC und Internet sollen dem Menschen Leben und Arbeit erleichtern und neue viele Möglichkeiten erschließen, wird behauptet. Vergessen wurde, dass die Zeit die gleiche bleibt, die – leider begrenzt - uns zur Verfügung steht.

Bis bald – vermutlich erst im nächsten Jahr.

Alles Gute

Jörg


     

Aufbruch

 

Hab's gern getan, hab gern gedient

euch mir verbund'nen Freunden.

Um stets voranzutreiben das,

was uns zusammenführte.

Hab intensiv versucht, sie zu beleben

und wieder ganz nach vorn zu heben -

die Texte - die wir selbst gemacht.

Und nun, ich habe nachgedacht,

wird's Zeit, das gern Getane abzugeben.

 

 

Nun streif ich ab die Freundespflicht

die nicht ganz leicht auf meinen Schultern lag.

Nicht, weil mich ihr Gewicht erdrückte

auch nicht, weil arbeitsscheu ich bin.

Im Gegenteil - doch mahnte mich die Zeit

um alles das, was ich mir wünsche,

noch tun zu können, aufzubrechen - bevor der große Friede kommt.

Hab's gern gemacht für Euch, verlasst Euch drauf.

Und sage Dank für das Vertrauen.

 

 

 

Liebe Autorenfreundinnen- und Autorenfreunde,

 

nach diesem lyrischen Erklärungsversuch nun die prosaische Erläuterung.

 

Die Zeit, die uns im Leben zur Verfügung steht, ist begrenzt. Das ist eine Binsenweisheit, die mich aber nicht daran hindert, gelegentlich zurück zu blicken und eine Spekulation - mehr kann es nicht sein - in die Zukunft zu wagen.

Für mich gilt: Ich will noch vieles sehen, erleben, ergründen und dabei das Schreiben nicht zurückfahren, sondern intensivieren. Zum Schreiben von Reiseerzählungen – vielleicht auch einer Novelle - braucht man neue Impulse, die nur durch das tatsächliche Erleben gewonnen werden können. In diesem Literatursegment „Reisen, Natur und Kultur“ vereinigen sich meine Interessen - das Schreiben, Reisen und Fotografieren - in idealer Weise. Das Gleiche gilt für das Reisen "auf den Spuren bekannter Dichter, sonstiger Künstler oder Musiker." Nur wirklich Erlebtes ist authentisch und genau so authentisch will ich wahrgenommen werden.

Nun mache ich Zwischenbilanz.

Um meine Wünsche wenigstens zum Teil realisieren zu können, muss ich abspecken. Umso mehr, weil ich dass, was ich mache, auch richtig, vollständig abzuliefern gewohnt bin. Dem Abgelieferten eine positive Handschrift zu verpassen, war mir immer wichtig. So wird es auch bleiben, weil mir das harte Leben als Selbständiger dies als die beste aller Möglichkeiten eingebläut hat. Im Geschäftsleben ist das überlebenswichtig. Und so vom jahrzehntelangen Geschäft geprägt, weiche ich auch privat keinen Millimeter vom Erlernten ab. Das ist keine Altersstarrheit, das ist Erfahrung, die in unserer ständig irrer werdenden Welt ihre positive Wirkung immer zum Wohl des so Handelnden entfaltet.

Doch dieses "so und nicht anders Handeln" hat auch Nachteile. Oberflächliches ist schnell erledigt. Oberflächliches ist Trend. Beispielsweise das "Nichtrichtighinhören", oder das "Schonvergessenhaben", bevor es überhaupt verstanden wurde. Auch das "Fünfdingezugleichmachen" das am Ende zu nichts anderem führt, als zum Nervenbündel und nicht zuletzt das „Nichtrichtiglesen“ von Nachrichten.

Dem Trend verschließe ich mich. Solides benötigt Zeit. Manchmal zu viel Zeit. Dann muss man entscheiden, ob man's sein lässt. Ich habe entschieden, sonst wird's nix mehr mit meinen Wünschen...

Vor diesem Hintergrund bitte ich Euch zu verstehen, wenn ich mich von meinen Aufgaben bei Euch zuerst von der Moderation der Arbeitstreffen "entflechte." Das sofort, und schon für das Novembertreffen. Jemand anderes wird die Aufgabe gern übernehmen, so meine Überzeugung. Und mit dieser Zuversicht im Rücken bin ich so unbescheiden, auch gleich meine anderen Funktionen bei Euch zurück zu geben.

 

Das bedeutet aber nicht, dass ich mich im Moment komplett zurückziehe. Strebe aber an, wenn das überhaupt machbar ist, nur noch "punktuell" in Erscheinung zu treten, um die so wiedergewonnene Freiheit zu genießen, die mir mein Aufstieg „ins Licht des von Verpflichtungen befreiten Autors“ nach diesem Schritt wieder ermöglicht. Ich danke für Euer Verständnis.

 

Rössing, 30. September 2016

 

 

Herzlicher Gruß

 

Wolfgang


 


Einladung zur Arbeitssitzung im Oktober 2016 

 

 

"Erzählt, erzählt, lasst den Faden nicht abreißen!

 

 

Denn solange wir noch Geschichten erzählen, leben wir!"

 

Die Menschen erzählen, seit es sie gibt. Immer und überall. Und deshalb nehme ich diesen leidenschaftlichen Appell von Günter Grass an die jugendlichen Hörer einer seiner Lesungen schon deshalb ernst, weil "Erzähltes" auch für uns Grundlage für das von uns noch nicht Geschriebene sein kann und meist auch ist.

Und wenn das Erzählte aus der Erinnerung heraus tatsächlich "zu Papier gebracht wurde", entsteht ein Produkt, das meist ganz anders, dramatischer und packender wird und im Verlauf der Papierform oft ganz unverhoffte "Wendungen und Wirrungen" annimmt, die das ursprünglich Erzählte regelrecht farblos werden lässt.

Genau das wollen unsere Zuhörer, die vom zuvor Erzählten keine Ahnung haben können. Farbe, Spannung, prickelndes Miterleben - und sie wollen - intelligent natürlich und nicht platt - unterhalten werden. Knochentrockene Infos sind im Internet nämlich massenhaft vorhanden. Dazu brauchen sie nicht uns, uns Calenberger.

Wir als "Schreiberlinge" aber haben den Hörern gegenüber den großen Vorteil, schon beim Fabulieren und bei unserer Suche nach dem richtigen Wort in einem prickelnden Spannungsfeld zu stecken, wenn wir irgendwo im Buchstabenhaufen versteckt nach dem Wort der Worte suchen, das hundertprozentig das ausdrückt, was wir ausdrücken wollen. Das Wort, dass nur darauf wartet, entdeckt oder umgeformt zu werden. Das Wort, dass genau das widerzugeben in der Lage ist, was unseren Kopf beschäftigt und ihn konzentriert und manchmal sogar im Unterbewußten nach der richtigen Lösung sucht lässt.

Klappt das mal nicht, weil kein Kaffee im Haus ist - kein Problem. Wir Autoren trinken ja nicht nur Kaffee und essen nicht nur belegte Brötchen, unser Hauptzweck ist das "Lückenfüllen" oder "Wortvernichten" in unseren Texten, um auf diese Weise noch etwas mehr aus ihnen herauszuholen oder durch "abspecken" für die nötige Klarheit zu sorgen. Unsere Zuhörer messen uns ausnahmslos daran, ob wir sie langweilen oder animieren, vor Begeisterung auf die Tische zu springen. Das Letztere wird kaum eintreten, das Erstere aber ist mit Leichtigkeit zu erreichen, wenn wir uns nicht anstrengen!.

Damit das Erstere gar nicht erst eintritt, nimmt sich die geballte Intelligenz einiger Autorinnen und Autoren unserer Texte an und schüttelt sie so energisch durch, dass das falsch Verwobene, Ungeschmeidige, die literarischen Laufmaschen, das Unpassende und Überflüssige als Buchstabenmüll im Abfall landet.

Was übrig bleibt - hoffentlich - ist ein Text oder - bei Lyrik bin ich mit Rücksicht auf unsere Lyriker vorsichtig mit meinen Behauptungen!! - ist ein Text, der, so geläutert und in neuem Glanz erstrahlend unsere Zuhörer bei der nächsten Lesung bewegen wird, wenn schon nicht auf den Tisch zu springen, dann aber kräftig zu applaudieren. Das ist schon Lohn genug, oder?

Und so freue ich mich schon auf das, was Ihr am kommenden Samstag Neues an Literatur zum "Durchschütteln" mitbringen werdet um dann gereinigt und von allem Überflüssigem befreit, dem Publikum bei passender Gelegenheit als neu entdeckte Diamanten vorgestellt zu werden.


 

Herzlicher Gruß,

 

 

Wolfgang Nieschalk

 

                                                                                                                                             

 


Arbeitssitzung im Juni 2017 und kleine Reportage über den schicken Ort, nördlich des Deisters in der Nähe von Barsinghausen. 

 

Leveste - ein schöner Ort und lieblich obendrein!   

Lässt der Reisende - von Osten kommend - den malerischen Ort Gehrden an seiner linken Seite liegen und fährt weiter in westlicher Richtung, dann erwartet er zwischen weiten Feldern, der Bundesstraße im Norden, die nach Hannover oder nach Minden führt und dem dunklen Höhenzug des Deisters im Süden, kaum noch einen Ort, der es mit Gehrden aufnehmen könnte.

 

Doch nach wenigen Kilometern taucht der Ort Leveste auf und der Reisende wird umdenken. Hat er im Zeitalter der Überflutung mit heutigen Sinneseindrücken sich den Sinn für die kleinen Schönheiten bewahrt, wird er in Leveste anhalten und sich zu Fuß aufmachen, um den nicht sehr großen Ort zu ergründen. Er kann mit Gehrden konkurrieren, das wurde mir bei meinem Rundgang schnell klar, wenn auch die Levester Lieblichkeit kleiner, feiner gestrickt, sich nicht aufdrängend und dadurch viel persönlicher erscheint als die Vorzeigeobjekte in Gehrden. Doch eigentlich ist es unzuverlässig, das Eine mit dem Anderen vergleichen zu wollen und ich habe es auch nur getan, weil ich eben öfter nach Gehrden - wegen des netten Marktkaffees - komme, als nach Leveste.

Sucht der Reisende das "Sich nicht Aufdrängende", wird er fündig werden. Neben netten Bewohnern, die ihn gern auf die Sehenswürdigkeiten ihres Ortes hinweisen wird er – ist er Fotograf – einige sehenswerte Fotos in „den Kasten“ bekommen. 



Damit er das auch tut, unterbrechen Levestes Bürger sogar ihre Unkraut Vernichtungsarbeit und erklären dem interessierten Besucher, wo er die Stellen im Ort finden kann, die es lohnt, sie zu besuchen. Es gibt Einige davon.

Ist dieser Besucher Levestes zusätzlich an Poesie interessiert oder am Wohlergehen seiner Nutztiere - hauptsächlich an Huhn und Kuh - wird er sich in die Asternstraße begeben, um dort seinen Neigungen nachzugehen, oder sich Rat zu holen, falls eine seiner Kühe Eisen gefressen hat. Er sollte aber nicht dem Irrtum verfallen, das abgebildete Grundstück mit der schicken Kuh vor der Wäschespinne als das Richtige anzusehen. Das wäre grundfalsch. Die Kuh besteht  aus unbelebtem Material und bewegt sich nicht von der Stelle, aber sie scheint Milch zu geben, dem Euter nach zu urteilen.

Die Symbolik dieser stark verrosteten schmiedeeisernen Verzierung in einem Hoftor konnte ich nicht enträtseln.

Richtig ist der Besucher an dem gepflegten Haus, das von kleinen Vorgarten geschmückt wird. Es vermittelt auf den ersten Blick einen einladenden Eindruck und der Besucher wird von seinen Eigentümern Gabriele und Jörg Hartung freundlich empfangen werden.

Ich als Mitglied des Calenberger Autorenkreises, weiß die Gastfreundlichkeit der Bewohner zu schätzen, die  hinter der das Grundstück umschließenden, übermannshohen, undurchsichtigen Hecke wohnen um bei einem leckeren

Offenbar wohnt auf diesem Grundstück ein Liebhaber der schwarz bunten Rinderrasse.

Frühstück entspannt über Poesie und Nichtpoesie zu diskutieren.

Das Diskutieren und Textbesprechen sollte uns als Calenberger Autoren nicht davon abhalten, gemeinsam einen Rundgang durchs Dorf zu machen, der dann bei manchen der Autoren neue, frische Ideen für Geschichten oder lyrische Meisterwerke entstehen lassen könnte. Und, seien wir ehrlich:

 

                                                                                                                                                 Ein Rundgang durch dörfliche Idylle hat noch nie geschadet, weil dadurch in jedem Falle die Reize der ungewohnten Umgebung die Gehirntätigkeit zum Entwickeln neuer, spontaner Texte angeregt werden.

Es ist mir einiges während meiner Wanderung aufgefallen und einiges auch unklar geblieben. Doch bei den meisten der fotografierten Objekte erfreute ich mich ganz einfach nur an dem Bild, was sie boten, weil die Bilder für sich selbst sprechen.

"Schmeckt nach Honig", war mein Kommentar, als ich an einer der Bienenwaben kosten durfte.

Zum Beispiel an der kleinen Kirche inmitten des Ortes. Oder an einem schönen Eingang zu einem Grundstück, das einem Gärtnermeister gehört. Und auch an den Gebäuden des "v.Kniggeschen Schlosses." Unklar blieb mir, warum ausgerechnet in Leveste eine ihrer Hauptstraßen mit "Burgdorfer Strasse" bezeichnet wird. Hat Leveste historisch gesehen irgendetwas mit Burgdorf gemeinsam? Oder, kommt man von Gehrden und betrachtet das  abgebildete Wappen aus Eisen in einem Tor des ersten Hauses auf der linken Straßenseite, was bedeutet das? Mir blieb die Lösung verborgen.

Geschmackvoller Vorgarten, mein Kommentar. Dass noch mehr in dem Garten zu sehen war, geht auf diesem Foto nicht hervor. Zum Beispiel Zuchinis, Tomaten und Gurken, die sauber in gleichen Abständen an Schnüren senkrecht in die Höhe wuchsen.

Auf alle Fälle ist Leveste ein einladender Ort, denn schon am Ortseingang wird auf das 1. Levester Frühstück hingewiesen. 

Auf meinem Rundgang traf ich auch ein Imker Ehepaar, dass ihr Bienenvolk "ausräuberte" und dies als Honigernte bezeichnete. Sie weihten mich in die Produktion des Honigs ein und ich durfte sogar meinen Finger in eine der Waben stecken. "Schmeckt nach Honig", lautete mein Kommentar. Ich entete ebenfalls. Fotos. Erstaunlich, wie viel ein so kleiner Ort an fotogrfierenswerten Objekten zu bieten hat wollte ich obendrein noch ausführlich erklären, was ich entdeckte, wäre ich morgen noch nicht fertig mit diesem "Bilderbuch" und die Ankündigung zu unserer Arbeitssitzung würde erst dann in die elektronischen Briefkästen flattern, wenn die Veranstaltung schon

 

Geschichte wäre. Also lasse ich die Bilder für sich sprechen und versehe sie - wo erforderlich - mit einem kurzen Untertext.

 

 


Nun aber zu den wichtigen, den offiziellen Dingen, die uns nach Leveste ziehen. Den Dingen, die zu nicht zu beschreiben, sondern zu besprechen sind. Doch sie gehören nicht in diese kleine Reportage eines kleinen Ortes mit ihren großartigen Menschen, die mir dort begegnet sind.

Falls Euch noch etwas Wichtiges einfällt, was mir entfallen ist, schreibt mir oder ruft mich an.

 

Ich wünsche Euch allen eine gute Anreise und verbleibe bis dahin mit besten Grüßen

 

 

Wolfgang Nieschalk

 

 

Zu jedem Schloss und jedem Ort gehört etwas, was "Kraft und Stärke, Ausdauer und Schnelligkeit" symbolisiert. In Leveste, genauer gesagt am Eingangsportal des Schlosses, übernimmt diese Aufgabe ein "grünspaniger" Löwe.

 

  

 

Einladung zum Arbeitstreffen Mai 2016 bei Ursula Kühn

 

Liebe Mitautorinnen- und Autoren,

 

Selten blüht ein Baum schöner, als ein Apfelbaum. Kein Wunder, gehört er doch den Rosengewächsen an. Doch er hat den großen Vorteil der fehlenden Stacheln.

mit den Blüten eines Zweiges von meinem Apfelbaum - denn Äpfel gehören zur Gattung der Rosen - ich weiß, Ihr wisst das auch, und ich spiele nur sicherheitshalber den Besserwisser - möchte ich den schönsten Monat des Jahres und dieses Rundschreiben auch, mit der schönsten Blume schmücken, welche die Pflanzenwelt für uns Verschenkende bereit hält.

Rosen sind nämlich auch in unserer nüchternen Zeit immer noch der Ausdruck von Sympathie, Zuneigung und der Liebe.

Doch immer sollten der Schenkende und die Beschenkte auf ihre Stacheln achten, die schwer heilende Wunden an Beiden - manchmal ein Leben lang - hinterlassen können!

Eine Apfelblütenrose ist da sanfter. Sie verletzt nicht, weil sie stachellos ist und käme ich in die Situation, eine Rose verschenken zu dürfen, würde ich den Termin zur Apfelblütenzeit verlegen und dann meinen Apfelbaum anzapfen. Da käme mir der Wonnemonat Mai gerade recht, um Weitsicht und Beständigkeit zu zeigen. Weitsicht deshalb, weil wegen ihrer Stachellosigkeit Apfelblütenrosenstengel eben keine Wunden schlagen und deshalb nur Freude schenken können.

Ein Blick ins Herz der Blüte...

Doch sie hat noch einen weiteren Vorteil. Lässt man sie in Ruhe, bringt sie Früchte hervor, während die echten Rosen auf dem Kompost landen. Meine Apfelrosenblüten werden im August zu dicken, süßsauren Boskop Äpfel herangewachsen sein, von denen 90 % wurmstichig sein werden, weil ich nicht spritze. Doch die überlebenden 10 % sind immer noch so viel, dass ich geschlagene 3 Monate täglich mindestens 10 Stück davon zu vertilgen habe und manchmal regelrecht süchtig danach werde. Letztes Jahr waren es so viele, dass ich davon sogar zugenommen hatte.

Genug der Rosen und Blüten und Wunden und dem Schwärmen vom Wonnemonat Mai. Jetzt kommt das Ernste, das Reale, das pralle Autorenleben zu Wort, dass sich in Form neuer Werke von Euch bei mir Luft schaffen kann und sicher auch schaffen wird.

 

Zum nächsten Arbeitstreffen am 7. Mai 2016 um 9.30 Uhr lade ich Euch herzlich ein und bitte Euch, Eure Texte zum Besprechen nicht zu vergessen.

 

Und sich abzumelden, wenn jemand verhindert ist.

Ich richte mich darauf ein, bei strahlender „Maiensonne“ und blauem Himmel die Arbeitssitzung im Garten vorzubereiten. Ansonsten, falls das Wetter auch nur eine Andeutung von Unbeständigkeit zeigt, natürlich wie immer im Haus auf der Terrasse.

Damit der Tag ein schönes Erlebnis wird, hole ich wieder die bewährten Platten von unserer Nordstemmer Schlachterei. Falls der Lieferant etwas später kommt, als Ihr erscheint, hat das nicht den Grund, dass der Schlachter die Gutschrift von mir auf seinem Konto abwarten will - die Leute kennen mich - sondern sie machen alles erst wenige Minuten vor unserem Treffen superfrisch fertig.

Kaffee, Tee, Bier, Wein, Weißweinschorle - die trinke ich seit Neustem auch - und "Schokoladiges" steht bereit, denn ich weiß, dass einer von uns das "Schokoladiges" besonders mag und dabei ganz runde Augen bekommt.  Kuchen steht natürlich auch zur Verfügung und wer noch spezielle Wünsche hat, möge sich bei mir melden. 


Eine gute Anreise nun und ich freue mich auf alle, die sich zu mir auf den Weg machen werden!

 

Herzlicher  Gruß,

 

Wolfgang

 

 

27. März 2016


Ein kleiner Ausschnitt aus einem der Gärten von Villandry.


Liebe Mitautorinnen und Autoren,


dieser trübe, regnerische Karfreitag kommt mir sehr entgegen, um mal Pause von Boot, Garten und von allerlei "Drinnenarbeiten" zu machen und Euch auf die nächste Arbeitssitzung einzustimmen. Aber damit in dieser heutigen Trübnis ein klein wenig Farbe einkehrt, garniere ich meinen Brief mit einigen Fotos, die ich am 30. September letzten Jahres geschossen habe.

So bunt, wie die Vegetation in jener vorgerückten Jahreszeit in Mittelfrankreich war, wird es hier selbst im Frühjahr nicht werden, aber der Mai als der unbestritten schönste Monat des Jahres und im Verein mit dem letzten Drittel des April, in dem die Rapsfelder uns mit ihrem Gelb überfluten, kommt schon jetzt Freude auf und unsere Stimmung steigt an. Das wirkt sich wie immer in fröhlichen Geschichten aus, die Ihr am

 

2. April 2016 zur üblichen Zeit bei Usch Kühn zur Textbesprechung vortragen könnt.

 

Usch fragte mich am vergangenen Sonntag, ob bei mir jemand abgesagt hätte. Mir war nichts bekannt - und ihr selbst auch nicht. Dann bin ich wohl der Einzige, der schwänzen muss, weil ich eine andere Verpflichtung habe. Falls noch jemand den 2. April woanders als in Weetzen verbringen muss: Bitte bei Usch abmelden.


Es hat Tradition in Villandry, dass dort Gemüse angebaut wird.

Manchmal formen sich bei mir Ideen während Stress Situationen. Zum Beispiel im Garten, wenn ich mir gerade mal wieder die Finger lädiert habe. Wahrscheinlich sind es "Schmerzhormone", die mich auf der einen Seite unflätige Worte lautstark in die Gegend rufen lassen, aber andererseits dann parallel dazu Ideen aufkeimen lassen - komischerweise zu diesem schmerz gepeinigten Zeitpunkt. Zwei dieser Ideen habe ich kurz bei unserer letzten Kaschnitz Lesung mit Wilhelm angesprochen. Jedenfalls gewann ich den Eindruck, dass sie positiv aufgenommen wurden. Besprecht das doch bitte mal bei der Arbeitssitzung vom Grundsatz her. Den Vorschlag, wie wir dies Großprojekt umsetzen können, unterbreite ich Euch in einer separaten Mail, in der auch Details genannt werden. 

Dieser Zierkohl hatte mich inspiriert, es selbst zu versuchen. Es scheiterte an der nicht möglichen Beschaffung.

 

Ich zitiere kurz Schopenhauer, der seinerzeit ganz treffend meinte:

"Der Wechsel allein ist das Beständige."

 

Dem habe ich nichts hinzuzufügen und nun liegt es an Euch, diesen Wechsel, der mit erheblichem Engagement verbunden ist, herbeizuführen.

Ich erwähnte anfangs schon meinen merkwürdigen Ideenfindungsprozess, der durch Schmerzattacken im häuslichen Garten ausgelöst werden kann. So kam mir vor zwei Wochen beim Verlegen von Verbundpflaster - als zwei Finger sich zwischen Platte und Hammer befanden - die Gartenidee, statt der üblichen Blumen, mal Kohlköpfe oder Braunkohl zu verwenden. Sozusagen essbare Blumen und ich erinnerte mich dabei an Schloss Schönbrunn, wo ich diese Art von Bepflanzung sehr ansprechend fand. Aber im letzten Jahr, im Herbst, als ich ihrer Schlösser wegen die Loire in Frankreich bereiste, wurde der Garten von Schloss Schönbrunn durch den Garten von Schloss Villandry noch weit in den Schatten gestellt und regte mich an, das nachzutun. Doch das Kopieren ist nicht so einfach.

Die Besichtigung ist nur "stufenweise" möglich. Für jede weitere "Stufe muß zusätzlich bezahlt werden.

Das mein Garten sich dieses Jahr wieder nicht mit Kohlköpfen schmücken kann, liegt daran, dass mich die Gartencenter Verkäufer mitleidig ansahen - und mir unter Umständen sogar den Vogel zeigten, als ich verärgert zum Ausgang strebte -  als ich zur Unzeit - im März - Pfanzen von Kohl, von Roter Beete oder Braunkohl verlangte.

Aber um nicht alles beim Alten zu lassen gemäß der Schopenhauerschen Formel -

 

"Der Wechsel allein ist das Beständige",

Ich hätte den ganzen Tag in den Gärten und im Schloß selbst verbringen können. Das Wetter spielte mit, doch das Fotografieren war nicht so einfach bei den Heerscharen von Besuchern.

kam ich auf die Idee, wenn schon kein Kohl aufzutreiben war, kann ich versuchen, wenigstens dem Unkraut ein für allemal den Boden zu entziehen. Ich legte also ein großes Beet mit Dachpappe aus, stach jede Menge Löcher hinein, um das Wasser abfließen zu lassen  und bedeckte alles mit weißen Marmorkieseln. Und als ich am nächsten Morgen aufwachte, sank ich vor Schreck in meinen Terrassensessel. Der Garten sah aus, als hätte es über Nacht geschneit.

Dann beruhigte ich mich allmählich und hoffe seitdem auf die unausbleibliche Verschmutzung der Kiesel durch natürliche Prozesse der Natur und so langsam gewöhne ich mich sogar auch an die ungewohnte Helligkeit im Garten.

Doch der Garten des Schlosses Villandry hat mich fasziniert und damit Ihr auch daran teilhaben könnt, hier ein paar Fotos davon.  

Das schicke Huas im Hintergrund ist das Gartengerätehaus...

Nun wünsche ich Euch ein schönes Osterfest und viele kreative, der Literatur dienende Ideen.

Mit österlichen Grüßen,  

 

 

Wolfgang

 

 

 







 

Diese Kapelle am Flexenpass wäre ein Platz geeigneter Platz, um die im Text angesprochene Theorie zu überprüfen...

Bis dahin wünsche Ich Euch noch eine entspannte Woche mit vielen neuen Ideen und Aktivitäten.

 

Herzlicher Gruß, Wolfgang





26. September 2015


Liebe Mitautorinnen und Autoren,

 

Am 19. September besuchte ich in Bispingen ein Haus, das sich von anderen Wohnhäusern dadurch unterscheidet, dass es leicht schräg aufgestellt ist und auf dem Giebel ruht.

"Die spinnen doch", entfuhr es mir, als ich das Auto abstellte. Meinen ersten Eindruck korrigierte ich bald, denn in dem Haus erlebte ich einige Überraschungen. 

Innen "geht man auf der Zimmerdecke und obendrein noch leicht bergan" und ich hatte noch keine drei Schritte getan, da wurde ich seekrank. Mein Gehirn registrierte die Situation als verlogen, als unwahr und reagierte darauf mit Schwindel. Sicherheitshalber ließ mich die "graue Substanz im Kopf" deshalb auf die Knie fallen. Aber nicht, um Hilfe von oben zu erhoffen, sondern ausschließlich um den Bodenkontakt zu festigen, der - wie schon beschrieben - zu allem Überfluss als Zimmerdecke vorgesehen war! Das irritierte nun abermals und als ich erkannte, dass andere Besucher das gleiche Problem hatten, wusste ich, "bei mir hatte was ausgehakt."

Dann wurde die Seekrankheit schwächer und forderte zu Experimenten heraus, deren Kuriosität auf den Fotos zu erkennen ist. Als ich das Haus verließ, schwindelte mir wieder, weil ein Teil meines Hirns nun endgültig an dem Wahrheitsgehalt meiner Umwelt zweifelte, während der andere Teil genau wusste, was wirklich "wahr war!"

Erst als ich mir beim Mittagessen ein Steak munden ließ, wurde mir klar: Unsere Welt steht nicht Kopf - wenn auch aus anderen Gründen manchmal der Eindruck entstehen könnte - weil mein Steak "richtigherum" schmeckte und diese Erfahrung brachte mich endgültig zurück auf den Boden der Tatsachen und überzeugte mich, dass sich unsere Welt im großen und ganzen doch im Lot befindet!

"Die spinnen doch" - damit komme ich auf den Anfang meines kleinen Erlebnisses zurück.

"Spinnen" kann verschieden interpretiert werden. Einmal als die Herstellung eines Fadens und einmal als die Urform der Lüge. Und ich glaube, in den Spinnstuben vergangener Jahrhunderte wurde gesponnen und so viel gelogen, dass sich die Balken bogen. Das war schön und gut  und spannend für die Kinder, die den Großeltern bei ihren phantastischen Geschichten an den Lippen hingen und dabei die wirkliche Welt um sich herum vergaßen.

Spinnen kann aber auch bedeuten, Wolle zu Garn zu spinnen, und ist dieser Faden rot, dann kann er sogar zum "Roten Faden" zum Leitfaden - z.B. in der Literatur - werden.

Damit bin ich nun vom "Spinnen" in der Literatur angelangt und damit bei der  Lüge. Denn Literatur hat viel mit den Spinnstuben vergangener Zeit gemeinsam. Dort wurde, wie schon gesagt, gelogen, dass sich die Balken bogen. Heute ist das immer noch sichtbar an den nach unten gekrümmten Deckenbalken alter Fachwerkhäuser...

Doch weil das "Lügen" gegen eines der zehn Gebote verstößt, hat irgendjemand irgendwann die literarische Lüge umbenannt in "Fantasie" oder "Fabulieren." 

Das klingt gut, hört sich gelehrt an und adelt obendrein die einfache, die gewöhnliche Lüge. Für das gemeine Lügen - im doppelten Sinne sowieso - kommt der gemeine Mensch nach wie vor in die Hölle - so wie es sich gehört. Für das literarische Lügen und Spinnen jedoch im Sinne von "Fantasie entwickeln" oder "gekonntes Fabulieren", verkehrt sich die Welt, jedenfalls die Literarische - so, wie beim verrückten Haus - ins Gegenteil und lügt jemand besonders gut und unauffällig, wird dieser Mensch mit Anerkennung belohnt. Im Idealfalle sogar mit dem Literaturnobelpreis!

Thomas Mann sagte einmal: "Fantasie heißt nicht, sich etwas auszudenken. Fantasie heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen!

Von diesem großen Vorbild unterstützt, bin ich gespannt auf das, was Eure Fantasie und Fabulierkunst Neues auf den literarischen Lügentisch zaubern wird, der zu unserer Arbeitssitzung am 7. November 2015 bei Fritz Pape aufgestellt und komplett von allem Unnützigen leer geräumt sein wird, um das von Euch und mit viel Fantasie garnierte Papier stapelweise aufzunehmen zu können.

 

Willkommen also im "Lügenkabinett der literarischen Spinnstube" und vergesst bei allem Eifer nicht den "Leitfaden" des Spinnens zu beachten, damit das zu Geschichten gewebte Seemanns- oder sonstige Garn nicht seine Struktur verliert!

 

Wolfgang

 

 

 





30. Dezember 2015



Gedanken zum Jahreswechsel


                                                                            

Liebe Freunde der Literatur, des Fabulierens und der guten, kreativen Ideen,

 

bei mir löst kurz vor dem Jahreswechsel die Verwendung der Worte Autorenfreundinnen- und Freunde ein angenehmes Gefühl der Genugtuung und Zusammengehörigkeit aus, für das unser gemeinsames Interesse zum schreiben eigener Texte und zur Literatur im weiteren Sinne verantwortlich ist.

Ich bedanke mich dafür, dass ich dies nach dem überaus erfolgreichen und auch turbulenten Jahr 2015 mit so persönlichen Worten formulieren kann. Es war unsere gemeinschaftliche Arbeit an einem gemeinsamen Ziel, die uns formte und unsere Zusammengehörigkeit weiter festigte und so stellt sich in gewissem Sinne das Gefühl ein, bei Euch "zu Hause zu sein."

Unser Ziel ist es - und ich nehme mir mal die Freiheit, dies als gegeben hinzustellen - unseren Zuhörern auch künftig Texte anzubieten, die im Wettbewerb nicht nur bestehen können, sondern immer an jeder Ort, an dem unsere Vorträge nachgefragt werden, ganz klar die ersten Plätze einnehmen. Die Zuhörer sind zu recht kritisch und werden immer kritischer. Dem müssen wir uns stellen und dem können wir uns auch stellen, denn unsere eigenen Qualitätsansprüche an uns selbst machen dies möglich! Und sie machen es möglich, aus uns "noch viel mehr, als bisher herauszuholen."

Grundlage für die steigenden Anforderungen, die die erheblich größer gewordene Öffentlichkeit an uns stellt, ist nach wie vor die konsequente, aber nicht verletzende Textbesprechung bei unseren Arbeitssitzungen.

Ich möchte Euch mit diesen Worten ermuntern, das Spiel mit Buchstaben, Wörtern und Sätzen noch viel intensiver zu betreiben als bisher. Es gibt zwar das leere Blatt, das manchen verzweifeln lassen mag. Doch es ist dafür da, gefüllt zu werden, sonst brauchten wir uns nicht anzustrengen, es zu füllen!

Ich weiß vielleicht am besten, wie schwierig das ist, doch die Themen unserer Welt sind unerschöpflich! Wirklich! Ein Wort genügt und mit etwas offenem, fröhlichem Geist, der zum Experimentieren bereit ist, kann man "drum herum" schreiben und ist das Geschriebene - was es oft genug sein wird - Unsinn, entsteht aus dem Unsinn fast immer spontan eine Idee, die sich lohnt, aufzugreifen um daraus eine Artikel entstehen zu lassen.

So, wie in der Relativitätstheorie unerklärlicherweise Materie im leeren Raum aus dem absoluten Nichts entsteht, entstehen bei uns "Schreiberlingen" Verknüpfungen, an die wir beim "Nichtschreiben" im Traume nicht gedacht hätten. Schreiben kommt wirklich beim Schreiben. Dieses sich plötzlich aus den Buchstaben herausschälende Thema ist das verborgene Ziel, welches man im Wald vor lauter Bäumen zuerst gesucht, aber erst dann gefunden hat, nachdem man über eine dicke Wurzel gestolpert ist.

Ich erwähne aus verschiedenen Gründen ungern meine Zeitungskolumne, doch ich muss es an dieser Stelle tun, weil diese sich ständig wiederholenden Stress-Situationen sehr gut geeignet sind zu zeigen, was in einem steckt, wenn man etwas leisten muss. Die Last der Themenfindung, die ich alle vierzehn Tage auf mich nehme, ist ein Nichts gegen die beglückende Freude beim Spiel mit unseren deutschen Wörtern und Sätzen und den sich daraus bildenden Texten. Es ist und bleibt ein feierlicher Moment, wenn der Text fertig ist. Ich möchte dieses Gefühl nicht mehr missen und ich wünsche, dass dieses Gefühl, welches  auch als Genugtuung bezeichnet werden kann - weil etwas erfolgreich geschafft, vollendet wurde - sich auch bei Euch immer häufiger einstellen wird.

Ich komme zum Schluss.

 

Für die kommenden Feiertage wünsche ich Euch alles Gute in und mit Euren Familien und das Gleiche wünsche ich Euch für den Jahreswechsel.

Für das neue Jahr beschränke ich mich darauf, Euch allen Gesundheit und einen offenen Geist zu wünschen.

 

 

Herzlicher Gruß

 

Wolfgang

 

 

 









 
 
 
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